Du glaubst, du bist traurig, weil dein Freund dich schon seit Tagen nicht zurückruft, so dass du gar
nicht weißt, ob ihr überhaupt noch zusammen seid?
Du glaubst, du bist enttäuscht, weil du den Job nicht bekommen hast, bei dem das Bewerbungsgespräch doch so gut lief?
Du glaubst, du bist wütend, weil dein Teenie dir den letzten Nerv raubt?
Und diese Gefühle kleben seit Tagen an dir und lassen dich nächtelang nicht zur Ruhe kommen?
Es ist unglaublich spannend und gedankenerweiternd, den „alten Hasen“ bei ihrer Arbeit zuzusehen.
Ihre Methoden, Fragen und Impulse zu beobachten, ihre Ideen mitzunehmen und weiterzuspinnen.
In der Supervision mit unserem Supervisor waren wir mit einem Klienten konfrontiert, der nachts nicht
schlafen konnte, weil er von Enttäuschung und Angst begleitet wurde.
Die Nachfragen vom Supervisor führten da hin, dass er eigentlich nicht von den beiden genannten geplagt wurde, sondern von Wut, Trauer und Einsamkeit.
Was, wenn wir anfangen würden, diese Gefühle nicht als negativ wegzuwischen, als „will ich
weghaben“, sondern als Freund? Was, wenn diese, vor allem die unangenehmen Gefühle, genauso friedvoll zu uns sind, wie die positiven?
Gefühle sind ja etwas Ureigenes. Was auch immer ich in (!) mir spüre, ist meins. Und es macht
absolut keinen Sinn, dass wir etwas in uns/ an uns haben sollten, das uns schaden möchte. Also auch wenn wir nächtelang wach liegen und zB. vor lauter Druck im Herzen nur noch weinen, dann will uns die Traurigkeit nicht runterdrücken.
Eigentlich will gar kein Gefühl lange oder sogar „für immer“ bei uns sein. Eigentlich will uns unser
Gefühl auf etwas aufmerksam machen und dann wieder weiterziehen. Es bleibt nur so lange bei uns, bis wir uns ansehen (dort hineinfühlen), worum es wirklich geht.
Trauer zB. ist die Einladung, loszulassen, was schon längst gegangen ist, in der Vergangenheit liegt
und nicht mit in unsere Zukunft kommen wird. Und einfach nur zu begreifen, es anfassbar zu
machen, dass du nur so lange trauerst, bis du DEN einen Punkt in dir gefunden hast, worüber du
WIRKLICH traurig bist, macht es vielleicht leichter. Und du fällst nicht mehr so lange, und nicht mehr
so tief (Depressionen bitte außenvor gelassen).
Und „loslassen“ sagt sich so leicht. Das geht auch gar nicht, da mit dem Loslassen ja eine
entspannende Leichtigkeit verbunden wird, im echten Leben Loslassen aber eine aktive Entscheidung ist, die Hand zu öffnen und zu fallen. Oder jemand anderen fallen zu sehen. Wer macht das schon freiwillig?
Loslassen, damit das Gefühl wieder gehen kann, bedeutet also nicht, ganz meditativ im Fluss zu
schwimmen, und alles wegzulächeln. Sondern hineintauchen. Bis ins Tiefste fühlen. Und den einen
Punkt finden, der der wirkliche (!) Auslöser für das Gefühl ist.
Wenn du also irgendwo in deinem Leben sagst „och, das kenn ich alles schon“, oder „ich häng in so ner Schleife fest“, lohnt es sich, das genauer anzusehen. Und zu fühlen.
Wir helfen dir gern dabei.
Comments